Ich habe mich getäuscht: Das war 1973, nicht 1983!
Damals, 1983, da ging ich nach der Fachoberschule oft zum
Bruno in die Werkstatt. Dort schraubten wir an den NSU TT herum.
Das waren unsere Rennwagen. Die hatten Schlepphebel-Motoren.
Damals habe ich mir geschworen, dass ich im Leben niemals
einen Schlepphebel-Motor kaufen werde.
Die Kawasaki Z1000 der 70er Jahre hatte einen Tassenstößel-Ventiltrieb
mit innenliegenden Shims. Erst kürzlich im Herbst sah ich
den Tobi (er hat eine Spezialwerkstatt für Sonderanfertigungen)
wieder mit einer rumfahren. Die BMW Rennwagen, die krachend
um den Norisring herumrasten, hatten ebenfalls einen Tassenstößel
Ventiltrieb. Bald glaubte ich, diese Schlepphebel-Motoren wird
man nur noch auf dem Schrottplatz finden. Da habe ich
mich getäuscht! Denn diese Schlepphebel haben für die
Hersteller eine besonders interessante Eigenschaft. Sie
sind
BILLIG!
Das ist auch schon die einzige positive Eigenschaft,
die Schlepphebel auf sich vereinigen können: Sie sind
extrem BILLIG. Das ist schön für die Hersteller. Aber
ist das denn auch schön für die Käufer solcher Fahrzeuge?
Das werden Sie schon wissen! Da bin ich mir sicher!
Sie kennen die Revisionsintervalle dieser Motoren. Sie
kennen das!
Sehen Sie, damals, als ich vor dem Kauf eines
neuen Porscherls stand, machte ich Porsche ein interessantes
Angebot. Ich würde einen GT3RS kaufen, wenn mir Porsche
750.000 km Garantie auf die Nockenwellen und die
Schlepphebel gibt. Keine unmenschliche Forderung: Schauen
wir in meinen S50B30. Dessen Tassenstößel-Ventriltrieb ist
nach dieser Laufleistung noch wie neu. Keinerlei Verschleiß
messbar. Die Tassenstößen laufen da nicht in irgendwelchen
Hartmetall-Führungen, sondern die laufen im blanken Alu
des Zylinderkopfes. Trotzdem nicht ein Fünkchen ausgeschlagen.
Die laufen auf einem mit Öldruck aufgebauten Schmierfilm. Da
laufen die ewig, ohne dass was verschleißt. Kein Fünkchen
Verschleiß. Wie die Turbinen in einem Wasserkraftwerk - so
funktioniert das. Und oben die Kontaktflächen
mit der Nockenwelle? Die gehärteten Shims? Wenn so ein Shim
500.000 km unter der Nockenwelle verbracht hat, dann ist der
poliert. Wie ein Taschenspiegel. Ein schöner, kleiner Taschenspiegel.
Verscheiß dürfte im tausendstel Millimeter Bereich liegen. Wie
beim Polieren eines Teils eben. So viel wird da verschlissen.
Und wenn man jetzt zu BMW geht, und denen all das voller
Freude berichtet - was machen die dann? Fallen die einem ebenfalls
voller Freude um den Hals? Denkste! Die beissen sich auf die
Lippen und schauen betreten Löcher in den Boden: Dieser
Trottel von einem Paul Rosche hat diesen Rennmotor für
die Straße hergerichtet, und zwar so, dass der im Straßenbetrieb
bei sachgemäßer Handhabung praktisch unzerstörbar ist. Der
Kerle fährt 30 Jahre mit einem Auto und wir schauen durch
die Röhre! Und was sagt das Porscherl-Zentrum dazu? Herr
Strobach, wenn alle so wären wie Sie, dann könnten wir hier
alle einpacken!